„Der Künstler zog etwas Positives aus der schlimmen Situation.“ Die kreative Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen, menschlichen und politischen Themen sei an die Stelle eines „bürgerlichen Lebens“ getreten.
Zur Zeit findet im Schaffen Rolf Zierts eine Veränderung statt. So hat er dem großformatigen Bild, dass er zur Zeit malt, den Arbeitstitel „gespaltene Muse“ gegeben: „ich gehe vom expressiven Realismus in die Abstraktion. Das ist eine sehr interessante Sache für mich.“ Schon in den nächsten Ausstellungen im Bielefelder Amtsgericht oder im historischen Saal der Ravensberger Spinnerei werden sich die Experten ein Bild davon machen können, wie sich Rolf Ziert weiter entwickelt hat. Eines wird er jedoch immer bleiben, ein Mensch, der das laute, das oberflächliche und die Gewalt ablehnt. Der nicht gern über sich spricht, sondern lieber seine Bilder reden lässt. (Neue Westfälische vom 3.9.1993)
Ziert verarbeitet in seinen Bildern häufig das Verhältnis der Geschlechter zueinander. Aber auch Kriege, wie zuletzt die Kämpfe am Golf, beschäftigen ihn nachhaltig. Hier bezieht er dann eindeutig Stellung. „Erst seit 1985 nutzt Ziert das Talent wieder, dass bei ihm schon mit 17 Jahren hervortrat“, betont Ueckermann. Aus dieser frühen kreativen Periode ist im Pavillon zum Beispiel ein Porträt des Großvaters zu sehen. „Besonders bemerkenswert ist“, so die junge Frau, „dass Ziert sich die notwendigen Techniken selbst angeeignet hat – durch Kurse oder Abgucken bei Kollegen.“ (Neue Westfälische vom 4.6.1991)
Arbeiten von Rolf Ziert im Bünder ZAK: Expressive Menschenbilde
von Regina Doblies (Text) und Oliver Schwabe (Fotos)
„Ich bin ein alter Mann und ein junger Maler“, sagt Rolf Ziert und lächelt auf seine bescheidene, liebenswürdige Art. Tatsächlich hat er, der zwar schon als Jugendlicher Karikaturen zeichnete, erst spät zur Kunst gefunden. Umso bemerkenswerter ist die Qualität und Aussagekraft seiner Arbeiten, die bis zum 3. Dezember im Bünder ZAK zu sehen sind. Rolf Zierts Sujet gab der Ausstellung ihren Namen: „Menschenbilder“.
„Ich wollte als Kind immer zum Zirkus“, weist der Bielefelder auf die großformatigen, stark expressiven Ölbilder im Erdgeschoss. Unter dem Wortspiel „Art ist Kunst – ArtistKunst“ hat er Momente im Manegenrund eingefangen. Akrobaten balancieren auf dem Drahtseil, ein Löwe springt durch einen brennenden Reifen. Kraftvoll und mit energischem Pinselstrich gemalt sind diese Bilder, deren Dynamik fast den Rahmen zu sprengen scheint.
Ein Erlebnis zur Karnevalszeit erregte Rolf Ziert zu den „Gogo-Girls“ an. Eigentlich hatte er in Bonn die Bernhard-Heisig-Ausstellung besuchen wollen, doch aufgrund der tollen Tage war das Museum verschlossen. Kurzerhand ließ er sich ins Karnevalstreiben ziehen – und war befremdet. „Auf der Bühne wippten die Mädchen, während die Männer dazu Musik machten. Ist das Emanzipation?“, Fragt er, der sich selbst als kritischer Beobachter am unteren Bildrand einfügt.
Rolf Ziert ist kein Mann, der sich gerne reden hört – am wenigsten über seine eigene Person. Seine Bilder erzählen jedoch viel über den Menschen. Ziert, der 1931 geboren wurde, das Malerhandwerk erlernte und als Restaurator und Denkmalpfleger tätig war. „Zerrissene Muse“ nennt er eine der beeindruckenden Arbeiten. „Wie die Figur in der Mitte fühle auch ich mich – hin-und her gerissen zwischen Realität und Abstraktion“ – erläutert er und fügt voller Zweifel hinzu: „manchmal frage ich mich, ob ich mit meinen gegenständlichen Bildern überhaupt auf der Höhe der Zeit bin“. Zierts Bedenken sind unberechtigt. In seinen Arbeiten siegt die Expressivität über die reine Abbildung, sie zeugen von großer Empfindung.
Der Blick für den Menschen scheint Ziert angeboren, seine Porträts sind keine Zeugnisse der äußeren Erscheinung, sondern Spiegel der Seele: voller Weisheit und Sensibilität der weißhaarige Charakterkopf des Gütersloher Malers Woldemar Winkler, Ernst, aber doch nicht verzweifelt der Ausdruck im Gesicht Matthias Zierts, seines vor einigen Jahren schwer erkrankten Sohnes. Die Ausstellung „Menschenbilder“ wird an diesem Sonntag um 17:00 Uhr im ZAK, auf dem Rott 8 in Bünde, eröffnet. Die Einführung hält Sonja Ziemann-Heitemper. Lutz Verhülsdonk spielt Klavier. (Westfalenblatt, 4./5.11.1995)
Aktualität und Tradition in der Kunst vereint! Von Georg Löwen (Text und Fotos)
[Brackwede] Drei sehr unterschiedliche Stile drei ganz besonders kontrastierend selten der Kunst präsentiert die Ausstellung von Jutta Koch (Tempera auf Leinwand), Helmut Kuhlmann (Refitto Assablagen) und Rolf Ziert (Öl auf Leinwand). Brackweder Heimatshaus zu sehen.
(…) Über sich selbst erzählt Rolf Ziert: „ich hatte das Thema meiner früheren Ausstellung „vom Realismus zur Abstraktion“ genannt. Diesen Weg habe ich vorübergehend verlassen, um diese Ausstellung zu machen“. Die Ereignisse und Probleme der heutigen Welt, wie zum Beispiel Rechtsradikalismus und extremer Nationalismus, haben den Künstler zu dieser Arbeitsweise bewegt. In seinen Arbeiten, die jetzt im Brackweder Heimatshaus zu sehen sind, ist die Aktualität in scharfer Form ausgedrückt, wie zum Beispiel in der Serie „Politikverdrossenheit“. Aber auch die Geschichte des heimatlichen Handwerks nimmt einen interessanten Platz in der Kunst von Rolf Ziert ein. Das Bild „Glasmacher“ erinnert an eine alte gewerbliche Brackweder Tradition, die sich bis in die Dreißigerjahre dieses Jahrhunderts hineinzieht.
Die Ausstellung im Brackweder Heimatshaus ist während der Öffnungszeiten – dienstags und donnerstags von 17 bis 19:00 Uhr, sonntags von 10.00 bis 13:00 Uhr noch bis Sonntag 20. März zu sehen. (Westfalenblatt vom 9.3.1994)
Motor: Neugierde – Rolf Ziert zeigt „Menschenbilder“ im „Fachwerk"
[Bad Salzuflen-Schöttmar] (beo) „Menschenbilder“ des Bielefelder Malers Rolf Ziert zeigt die Künstlervereinigung „das Fachwerk“ in ihrem Domizil Am Pfarrkamm 8.
Die 38 Arbeiten der Ausstellung präsentieren Menschen in unterschiedlicher Technik – Öl auf Leinwand oder Nessel, Pastell und Bleistift – und oftmals in besonderer Lebenslage, und sie reichen vom Porträt über die Milieu-Schilderung bis zur Karikatur.
Rolf Zierts“ Menschenbilder“ eröffnen des Künstlers Blick auf seine Mitmenschen, und dieser Blick ist unverkennbar von unverhohlener Neugierde geprägt. Diese Neugierde schreckt zwar auch vor intimsten Offenbarungen nicht zurück, wie der „Macho bei der Pediküre“ zeigt, sie scheut sich andererseits aber auch nicht, das eigene Gesicht zugänglich zu machen, wie die zahlreichen Selbstporträts in Öl, Kohle, Pastell oder Bleistift beweisen.
Vielfach werden die Menschen in Extremsituationen dargestellt: so die Artisten auf dem Drahtseil, Drogenabhängige mit fixer Besteck, Opfer der nuklearen Katastrophe von Tschernobyl oder der knöcherne Jagdflugzeugführer, dessen Bordwaffe den „Tod am Golf“ speit. Breiten Raum nehmen Rolf Zierts Künstlerkollegen ein, und während der Betrachter Porträts von Woldemar Winkler, Alina Miloslawska, Edgar Oberschelp oder Günter Frecksmeier auf sich wirken lässt, hält er beim „Bildnis Joseph Beuys“ abrupt inne. Doch den – und Fernsehen Seriendarsteller Götz George – hatte Rolf Ziert, wie er freimütig einräumt, lediglich nach vorhandenen Schwarzweiß-Fotografien in Farbe gesetzt.
Zu sehen ist die Ausstellung bis zum ...
(Lippische Landeszeitung vom 2.3.2005)
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